Martin Kunz
Geboren wurde Martin Kunz am 27.12.1847 in Fläsch, wo er die Winterschule besuchte. Den Sommer hindurch musste er auf dem Hof, in den Weinbergen und auf Baustellen mithelfen. 1862 wechselte er an die Kantonsschule Chur. Schritt für Schritt bildete er sich fort, bis er 1872 zum Direktor der Scuola Svizzera in Genua ernannt wurde.
1881 übernahm Kunz die Leitung der Blindenanstalt Illzach bei Mülhausen, die er bis 1918 führte. Aus der bescheidenen Anstalt, die als Heim und Schule ausgelegt war, formte er eine moderne Bildungsstätte für blinde Kinder und Jugendliche.
Weltweite Bekanntheit erreichte Kunz mit seinen selbst hergestellten Lehrmitteln. Nach jahrelangen Versuchen hatte er ein Hochdruckverfahren entwickelt, mit dem er seine geografischen Reliefkarten beliebig oft und günstig reproduzieren konnte. In der hauseigenen Druckerei in Illzach entstanden über 100‘000 Druckblätter. Seine Lehrmittel, darunter auch Reliefbilder von Tieren und Pflanzen, wurden immer wieder international ausgezeichnet.
An den Blindenlehrer-Kongressen in Europa hielt Kunz Referate, die anschliessend publiziert wurden. Diese Veröffentlichungen trugen dazu bei, dass er schon zu Lebzeiten als Pionier der Blindenpädagogik angesehen wurde, auch wenn heute sein Name den allermeisten völlig unbekannt ist.
Martin Kunz starb am 18.5.1923 in Zürich.
Ausstellung über Martin Kunz
Das Schweizerische Blindenmuseum anders sehen widmet diesem bedeutenden Blindenpädagogen eine Sonderausstellung. Vom August 2026 bis Mai 2027 kann die interessierte Besucherschaft mehr über sein Schaffen und Wirken erfahren.
In der Sammlung unseres Museums haben wir rund 100 Druckblätter von Martin Kunz. Leider besitzt das Museum nur einen einzigen Originaldruckstock aus Holz. Diesen präsentieren wir seit der Eröffnung unseres Museums in der Dauerausstellung – ebenso einen Reliefatlas von Kunz mit allen geografischen Karten.
Als unser Museumsteam im Jahr 2023 einen Ausflug nach Illzach (Elsass) ins Centre Phare (ehemalige Blindenanstalt) machte, staunten wir nicht schlecht, als sie uns ganz viele dieser einzigartigen Druckstöcke vorlegten. Schnell war klar, dass wir ein paar davon in einer Sonderausstellung unseres Museums zeigen wollten.
In Illzach stiessen wir auf offene Ohren. Wir bedanken uns sehr herzlich für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Es entstand ein tolles Puzzle-Spiel mit den Druckstöcken aus Illzach und den entsprechenden Druckblättern in unserer Sammlung.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei uns!
