Pfuschi
Heinz PfisterHeinz Pfister, mit Künstlername Pfuschi, hat einen Traumberuf. Er verdient seinen Lebensunterhalt, indem er ganz alltäglichen Situationen nach komischen und humorvollen Elementen durchleuchtet. Diese reduziert er auf das wesentliche Gerüst und setzt sie neu zusammen. Was übrig bleibt sind Figuren, die eine erheiternde Geschichte erzählen, einen so genannten Cartoon. Natürlich mit dem Ziel, die Betrachter zum Lachen und Nachdenken zu bringen. „Ich versuche das Publikum auf dem linken Bein zu erwischen“, schildert Pfuschi den Effekt. „Die Lacher entstehen dann, wenn die Leute das Wohlvertraute in einem neuen Zusammenhang erkennen“.
Doch die Menschen reagieren nicht alle gleich auf einen Cartoon. „Es gibt drei Gruppen von Lachern“, erzählt Pfuschi. Jene, welche die Pointe sofort erkennen und spontan lachen und jene, die ganz einfach mitlachen ohne den Witz wirklich verstanden zu haben. „Dann gibt es auch noch die Spätlacher“, das seien jene, die etwas länger Zeit brauchen, um die Pointe zu erfassen. „Die Spätlacher werden dann meistens noch ausgelacht von den andern.“
Doch das ist nicht alles: Um Humor zu begreifen, braucht es auch Vertrautheit mit der Kultur. „Ich habe meine Cartoons einmal Berufskollegen aus Japan gezeigt. Die haben die Pointen, obwohl sie sogar ohne Worte waren, nicht verstanden und mir ging es genauso mit den japanischen Cartoons."
Nach seinem Entscheid 1979 selbständiger Künstler zu werden entwickelte er seine Cartoon-Figuren immer weiter. Jene Figuren, die zum ersten Mal als Illustration in einem knochen-trockenen Geschäftsbericht auftauchten. „Meinem damaligen Chef haben sie gefallen und für mich war das Lob quasi der Anstoss, meinem Leben eine neue Richtung zu geben“.
Die Ideen sind ihm bisher nie ausgegangen. „Ich beobachte die Menschen sehr genau.“
Er sehe, wie sie sich bewegen, er studiere ihre Gesten und er liest viel was so alles in der verrückten Welt passiert. Dieser geschärfte Blick verhelfe ihm zu Pointen. Und er vergleicht seine Erfahrung mit derjenigen eines Malers: „Wenn jemand gelernt hat, perspektivisch zu zeichnen, dann entwickelt er einen Blick für Räume. Mir geht das so mit Pointen.“
Pfuschi hat nicht Angst, dass er eines Tages vor einem leeren Blatt sitzt und ihm keine Ideen kommen. „Nein, das macht mir nicht Sorgen“, meint er. Ein Alptraum seien ihm vielmehr Kunden, die über seine Cartoons nicht lachen können, obwohl es keine Japaner sind (!).
Er wird immer wieder eingeladen, an Kongressen und Tagungen live Cartoons zu zeichnen um das Gesagte und Ungesagte bildlich zusammenzufassen. So zeichnete er live für die SBB,
Pro Senectute, Buwal, Pro Infirmis an vielen anderen Kongressen, sogar in Rom und Amsterdam. Diese Arbeit ist sehr stressig, denn der Künstler muss voll konzentriert sein damit die schnell gezeichneten Cartoons vom Publikum verstanden werden. «Ich realisiere natürlich auch, wenn ein Referent trotz vielen Worten gar nicht viel sagt und mir so keine Pointe in den Schoss fällt, sagt Pfuschi. Er habe schon oft bemerkt, dass jene, die frei reden, viel mehr zu sagen hätten als die andern mit den seitenlangen Manuskripten. Und noch etwas ist ihm mit der Zeit aufgefallen: Humor kann als Mediator wirken, indem er zwischen verhärteten Fronten vermittelt. „Ich war einmal eingeladen an einer brisanten Gemeinde-versammlung in Grindelwald“, berichtet er. Es sei um ein umstrittenes Hotelprojekt gegangen. Seine Figuren hätten auf beiden Seiten Lacher provoziert und so etwas die eisige Stimmung aufgetaut. „Es tut nichts so gut, wie ein gemeinsames Lachen“, sagt der Cartoonist. Im Humor stecke letztlich eine ganze Portion Hoffnung. „Ich sehe darin eine pulsierende Lebensader.“
Heinz Pfister – Pfuschi-Cartoon
Am 10.5.1945 in Bern geboren, steigt 1979 von der Logistik auf Kunst um und wird frei-schaffender Kunstmaler, Radierer, Cartoonist und ab 1988 auch Kurzgeschichtenschreiber. 1994 entstehen erste Trickfilme. Seit über 25 Jahren begleitet er Kongresse und Tagungen cartoon-kritisch und zeichnet das Gehörte, Zuvielgemeinte und Ungesagte live über den Beamer ins Plenum. Lebt und arbeitet in Bern.
2008 Initiant der Ausstellung von “gezeichnet“ zusammen mit Silvan Wegmann (Cartoonist) und Marco Ratschiller (damals Chefredaktor vom Nebelspalter). Nach der Galerie „Station8“ in Zuzwil und dem Kornhaus Bern findet „gezeichnet“ seit einigen Jahren im Museum für Kommunikation in Bern statt.